Im Kanton Schwyz gab es im Jahr 2020 drei archäologisch hochkarätige Entdeckungen und Untersuchungen. Die jungsteinzeitliche Pfahlbausiedlung in Immensee war wohl ein Umschlagplatz für die Produktion von Steinbeilen in einem mitteleuropäischen Warenaustauschsystem.
Die Rettungsgrabung der am 21. August 2020 bei archäologisch begleiteten Bauarbeiten entdeckten, jungsteinzeitlichen Pfahlbausiedlung auf dem Gelände des ehemaligen Hotels Rigi Royal in Immensee hat grosses wissenschaftliches Potenzial und ist von europäischer Bedeutung. Auch handelt es sich um die erste bekannte neolithische Pfahlbausiedlung im inneren Kantonsteil. Trotz herausfordernden Umständen (Zeitrahmen, Wasserhaltung, COVID-19-Pandemie-Massnahmen) sollen die Grabungsarbeiten vor Ort bis Weihnachten abgeschlossen werden.
Die vom Amt für Kultur (Staatsarchiv) des Kantons Schwyz mandatierten Spezialisten im Bereich Feuchtbodenarchäologie der Stadt Zürich verfolgen in der Fundstelle in Immensee zahlreiche wissenschaftliche Themen. Schon jetzt gibt es eine Hypothese zur Deutung des Fundortes. Demnach handelt es sich um eine 5000 Jahre alte Ansiedlung mit wirtschaftlicher Sonderfunktion. Sie spielte vermutlich im mitteleuropäischen Warenaustauschsystem eine Rolle am Wasserweg zwischen Alpen und Mittelland. Sie war eine Art früher Umschlagplatz mit Anlegestelle für Rohmaterial, Halbfabrikate und Fertigprodukte von Beilen aus Grünstein, die als Statussymbole von Bedeutung waren. Viele weitere archäologische Erkenntnisse können aus den gut erhaltenen organischen Schichten gewonnen werden – beispielweise zu Siedlungsbau, -struktur und -mobilität, gesellschaftlicher Gliederung, (Kunst-)Handwerk, Textilherstellung, Ackerbau, Viehhaltung und -ernährung, Jagd, Fischerei, Ökologie, Genetik, Parasitologie und Krankheitserregern.